„Das existenzielle Risiko geht nicht von einem von Robotern geschaffenen Armageddon aus, das zu unserem Untergang führen wird. Das wirklich existenzielle Risiko besteht darin, dass wir alle verrückt werden, weil wir nicht glauben können, was wir sehen, hören oder lesen … Die Tatsache, dass wir diese Diskussion auf eine globale Ebene geführt haben, gibt mir große Hoffnung. Den Medien kommt eine sehr wichtige Rolle zu und sie müssen ihre Rolle als „vierte Gewalt“ zurückgewinnen, und wir brauchen sie jetzt mehr denn je. Es gibt viele Möglichkeiten, die Fakten der Nachrichten zu überprüfen, und genau das sollten seriöse Medienorganisationen tun“, sagte Carme Artigas, Co-Vorsitzende des Artificial Intelligence Advisory Body.
Das Beratungsgremium setzt sich aus KI-Experten aus dem globalen Norden und dem globalen Süden, Vertretern des privaten und öffentlichen Sektors sowie der Wissenschaft zusammen. KI „erfordert Governance“ und die Schaffung global vereinbarter Nutzungsregeln, um Probleme zu lösen und Risiken zu beseitigen. Experten des Beirats betonen zudem, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sicherzustellen, dass wirklich jeder und nicht nur bestimmte Bevölkerungsgruppen die Fähigkeiten der KI nutzen können.
Artigas gilt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Privatsektor wurde sie 2020 zur ersten spanischen Staatssekretärin für Digitalisierung und künstliche Intelligenz ernannt. Sie betont, dass KI zu einem entscheidenden Werkzeug für die Aufrechterhaltung der Demokratie werden kann, da sie das von der Menschheit gesammelte Wissen für alle zugänglich macht. Darüber hinaus wird sich KI sehr positiv auf die Gesundheitsbranche auswirken und dazu beitragen, Krankheiten vorzubeugen, die Diagnostik zu verbessern und gleichzeitig Kosten zu senken.
Seidina Moussa Ndiaye aus Senegal ist eine der Vertreterinnen des Globalen Südens im AI Advisory Body. Er war an der Entwicklung der panafrikanischen KI-Strategie beteiligt. Seiner Meinung nach wird künstliche Intelligenz afrikanischen Staaten helfen, viele Probleme zu lösen, insbesondere in der Landwirtschaft und im Gesundheitswesen. Doch gleichzeitig warnt Ndiaye vor der Möglichkeit einer neuen „Kolonisierung“ des Kontinents mit diesem Instrument.
„Ein Großteil der derzeit in Afrika erzeugten Daten gehört multinationalen Konzernen, deren Infrastruktur außerhalb des Kontinents entwickelt wird, wo auch die meisten afrikanischen Experten für künstliche Intelligenz arbeiten.“ „Das ist ein Verlust an afrikanischen Talenten“, sagt Ndiaye. „Letztendlich werden große multinationale KI-Konzerne ihre Lösungen dem gesamten Kontinent aufzwingen und keinen Raum mehr für lokale Lösungen lassen“, fügt er hinzu.
Als Kontinent mit enormem Entwicklungspotenzial und einer großen jungen Bevölkerung, die sich für KI interessiert, könnte Afrika zu einem entscheidenden Testfeld für neue Technologien werden, sagte Ndiaye. Allerdings müssten alle Projekte in diesem Bereich reguliert werden, betont der Experte. „Wenn dies nicht kontrolliert wird, kann es dazu kommen, dass Tests an Menschen mit Chips oder sogar integrierten biotechnologischen Elementen durchgeführt werden. Das sind Technologien, in denen wir nicht gut sind. Aus regulatorischer Sicht gibt es bestimmte Aspekte, die nicht berücksichtigt wurden“, erklärt er.
Die UNESCO wiederum fordert die Regierungen auf, entsprechende Regelungen einzuführen und Lehrkräfte auszubilden, um einen menschenzentrierten Ansatz beim Einsatz generativer KI in der Bildung sicherzustellen. Zu diesem Zweck veröffentlicht die UNESCO den weltweit ersten Leitfaden zur generativen KI in Bildung und Forschung, der sich mit den durch generative KI-Technologien verursachten Störungen befasst.
Die ersten Abschnitte des UNESCO-Leitfadens erklären, was generative KI ist und wie sie funktioniert. Die folgenden Abschnitte befassen sich mit der Kontroverse um generative KI und ihren Auswirkungen auf die Bildung, insbesondere mit der Frage, wie sie die digitale Kluft verschärft. Moderne ChatGPT-Modelle werden tatsächlich auf Online-Benutzerdaten trainiert, die die Werte und vorherrschenden sozialen Normen des globalen Nordens widerspiegeln.
Der UNESCO-Leitfaden skizziert weiterhin sieben wichtige Schritte, die Regierungen unternehmen sollten, um generative KI zu regulieren und einen politischen Rahmen für ihren ethischen Einsatz in Bildung und Forschung zu schaffen, unter anderem durch die Annahme globaler, regionaler oder nationaler Datenschutz- und Privatsphärestandards. Außerdem wird eine Altersgrenze von 13 Jahren für den Einsatz von KI-Tools im Klassenzimmer festgelegt und eine Lehrerausbildung zu diesem Thema gefordert.